Autor: Peter Marbet, Leiter Koordinationsbereich Berufsbildung & Sekundarstufe II Allgemeinbildung
Am Spitzentreffen der Berufsbildung ging es um die Höheren Fachschulen. Peter Marbet zeigt auf, wie sie neu positioniert werden sollen.
Das Spitzentreffen vereint die Verantwortlichen der Verbundpartner der Berufsbildung. Konkret versammeln sich der Vorsteher des WBF, die Präsidentin der EDK und die Präsidien und Direktoren der Sozialpartner einmal jährlich zum Austausch. Dabei werden wichtige Beschlüsse zu Themen der Berufsbildung gefasst, die unterjährig von der neu geschaffenen Tripartiten Berufsbildungskonferenz (TBBK) bearbeitet werden.
Am diesjährigen Spitzentreffen der Berufsbildung ging es vorab um die Positionierung der Höheren Fachschulen. Waren sich die verschiedenen Akteure in der Vergangenheit uneinig, ob überhaupt gehandelt werden muss, konnte im Jahr 2022 das Problembewusstsein geschärft werden. Noch wichtiger als einzelne Massnahmen, ist der gemeinsame Wille der Verbundpartner, in diesem Feld Nägel mit Köpfen zu machen. Das SBFI hat einen Bericht mit konkreten Vorgehensvorschlägen zur möglichen Neuausrichtung vorgelegt. Darin werden zum einen Massnahmen anvisiert, um die Attraktivität der gesamten Höheren Berufsbildung zu verbessern. Zum andern sollen Massnahmen spezifisch für die Höheren Fachschulen umgesetzt werden, um sie gegenüber den Fachhochschulen und mit Blick auf die internationale Anerkennung zu stärken.
Neuer Titel, Bezeichnungsschutz und höhere Durchlässigkeit
Die wohl am stärksten bemerkbare Verbesserung soll mit einem neuen Titel erreicht werden. Das SBFI prüft die Einführung eines Titels «Professional Bachelor». Der Prüfauftrag gilt auch für die anderen Abschlüsse der Höheren Berufsbildung. Hintergrund der Titeldiskussion ist die Überzeugung, dass ein Studium an einer Höheren Fachschule zu einem Titel führen soll, der den Inhalt der Ausbildung gebührend widerspiegelt. Die Verbundpartner der Berufsbildung haben sich bei diesem Entscheid auch an Deutschland orientiert. Dort wurden vor kurzem die Titel «Professional Bachelor» und «Professional Master» für die höherqualifizierende Berufsbildung eingeführt.
Sodann sollen künftig die HF-Bildungszentren von einem Bezeichnungsschutz profitieren, der gesetzlich abgesichert wird. Der Schutz der Marke «HF» ist wichtig, da die HF-Bildungsanbieter – anders als die Hochschulen – nicht von einer institutionellen Akkreditierung profitieren. Schliesslich soll die Durchlässigkeit zu den Hochschulen vereinfacht werden, indem im Dialog mit swissuniversities die Anrechnung von Bildungsleistungen der Höheren Berufsbildung an ein FH-Studium verbessert werden soll.
Die Arbeit geht auch nächstes Jahr nicht aus
Noch offen ist die Finanzierung der HF-Studiengänge. Einig sind sich die Verbundpartner, dass die Wahl eines Studiengangs (HF, FH oder eidg. Prüfung) nicht von den finanziellen Rahmenbedingungen der Semestergebühren abhängen sollte. Zum heutigen Zeitpunkt offen gelassen werden muss indes, ob es gelingen wird, eine Verbesserung der finanziellen Situation für die HF-Studierenden zu erreichen. Das Spitzentreffen der Berufsbildung dürfte sich im nächsten Jahr mit dieser Frage und möglichen Antworten befassen.