Gastautor*: Stefan Wolter, Leiter der Fachagentur Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF)
Stefan Wolter: «Die bildungspolitische Aufmerksamkeit fokussiert zu Unrecht fast exklusiv auf die durchschnittliche Klassengrösse als Gradmesser der Betreuungsqualität in unserem Schulsystem.»
Wie kommt nun diese Abweichung von Klassengrösse und Betreuungsquotient zustande? Wenn Schülerinnen und Schüler beispielsweise 30 Wochenlektionen absolvieren und eine Lehrperson nur 24 Lektionen unterrichten würde, bräuchte es auch mehr als eine Lehrperson, um eine Klasse voll zu unterrichten. Dies ist aber nicht die Ursache für den tieferen Betreuungsquotienten, weil über alle Kantone gesehen eine Lehrperson sogar leicht mehr Wochenlektionen unterrichtet, als die Schülerinnen und Schüler pro Woche in Anspruch nehmen. Der bessere Betreuungsquotient ist die Folge von verschiedenen Massnahmen wie periodischem Halbklassenunterricht oder auch von Unterricht, in welchem parallel mehr als eine Lehrperson im Klassenzimmer anwesend ist und unterrichtet.
Der Bildungsbericht Schweiz ist ein wichtiges Produkt des Bildungsmonitorings. Er erscheint seit 2010 in der Regel alle vier Jahre. Die aktuelle Ausgabe datiert von 2023.
Im Bildungsbericht ist das aktuelle Wissen über das Bildungssystem Schweiz zusammengefasst. Der Bericht enthält Daten aus Forschung, Statistik und Verwaltung und umfasst alle Bildungsstufen: von der obligatorischen Schule bis zur Weiterbildung. Die Befunde des Bildungsberichts unterstützen die Bildungsverwaltung und Bildungspolitik bei der Entscheidfindung. Der Bericht richtet sich auch an eine an Bildungsfragen interessierte Öffentlichkeit.
Gestützt auf den Bildungsbericht 2010 haben die EDK und das Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) im Jahr 2011 erstmals gemeinsame bildungspolitische Ziele für den Bildungsraum Schweiz festgelegt. Im Anschluss an das Erscheinen der Bildungsberichte 2014 und 2018 haben sie diese Ziele überprüft und 2015 und 2019 fortgeschrieben. Zur Zielerreichung trägt jeder in seinem Zuständigkeitsbereich bei.